Der Sinn meines Blogs

Ich habe diesen Blog erstellt im Zusammenhang meiner Ausbildung auf der Universität in Luxemburg im Bereich der Lehrerausbildung. Hierfür dient mein Blog mir hauptsächlich für die Vorlesung "Ästhetische Rezeption und Produktion" von Frau Sara Burkhardt, die sich vor allem mit Kunst und deren Präsenz im Alltag beschäftigt.

Freitag, 11. Februar 2011

Tony Wagner und seine 7 Kernkompetenzen

Tony Wagner
In der vierten Vorlesung wurde Tony Wagner angesprochen. Er spricht von Kernkompetenzen, die Kinder durch die schulische Bildung erlangen sollen. Da im luxemburgischen Schulsystem zu Schulbeginn des vorigen Jahres ein neues System eingeleitet wurde, das nicht mehr durch Punktevergabe bewertet wird, sondern ein System erstellt wurde, das sich mit Kompetenzen befasst, möchte ich mich näher mit den Ideen von Wagner auseinandersetzen, um anschließend Schnittpunkte beziehungsweise Ungleichheiten zum Lehrplan der luxemburgischen Grundschule herzustellen.
Zunächst werde ich die 7 Kernkompetenzen vorstellen. Anschließend werde ich kurz erläutern, was sie beinhalten, wie sie sich in der Gesellschaft positionieren und inwiefern sie sich auf die Kunst beziehen. Letztendlich werde ich den Vergleich zum Luxemburger System herstellen.
o   Kritisches Denken und Problemlösen: es geht darum, dass die Kinder wirksam handeln und hierbei unterschiedliche Methoden der Schlussfolgerung kennenlernen und diese angepasst zu nutzen. Es geht aber auch darum, systematisch zu denken, um so neue „outcomes“ in komplexeren Systemen zu konstruieren. Des Weiteren geht es um die Fähigkeit, Beurteilungen und Entscheidungen zu machen. Hierbei geht es darum, dass nicht nur alle Argumente beachtet werden, sondern sie auch abgewägt werden, um so auch die Perspektiven anderer in Betracht ziehen zu können. Man muss jedoch stets kritisch bleiben, um so Lernerfahrungen und -prozessse beurteilen und einschätzen zu können.
Letztendlich geht es um das Lösen von Problemen in Anbetracht darauf, dass Probleme, die auftreten durch konventionale und innovative Möglichkeiten gelöst werden. Fragestellungen sind jedoch auch wichtig, da nur so andere Positionen eingeschätzt werden können und bessere Lösungsvorschläge bieten.

In Bezug auf die Kunst ist diese Kompetenz durchaus wichtig, da meiner Meinung nach jeder seine persönliche Meinung und Eindruck erstellen soll und nicht eine festgelegte Allgemeinheit aufnehmen soll, ohne diese kritisch zu hinterfragen. Hier kann ich ganz klar die Parallele zu Darko Maver herstellen, bei dem die Menschen zu handeln. Niemand hat diese Tatsache kritisch hinterfragt.

Im Lehrplan der Luxemburger Grundschule ist zu lesen, dass es im Bereich „parler d’art et de ses propres travaux“ draum geht „justifier des opinions ou évaluations relatives à des oeuvres“, also das Begründen von Meinungen und Bewertungen von Kunstwerken. Ich ziehe hieraus, dass es darum geht, Argumente für oder gegen eine Begründung durchaus kritisch sind. Die Kinder müssen Dinge hinterfragen, sie annehmen, widerwerfen und neu definieren. Dieser Prozess findet nicht nur in dem Mathematik- oder Sprachunterricht statt, sondern auch im Kunstunterricht, wenn es um das Bewerten von Ideen und Projekten geht.
o   Zusammenarbeit zwischen Netzwerken und Führung durch Einfluss:
Hierbei geht es zum einen um das Zusammenarbeiten in der Gruppe, zum anderen aber auch um die Führung einer Gruppe. Es sind also die Fähigkeit der Einordnung und des Übergeordnet seins und des Übernehmens von Verantwortung.

In Bezug auf den Kunstunterricht spielt hauptsächlich das Arbeiten in der Gruppe eine Rolle. Wenn es darum geht, Projekte zu erstellen, arbeiten Kinder sehr oft in der Gruppe, um ihnen so die Möglichkeit zu bieten, unterschiedliche Ideen miteinander zu vereinen. Dies betrifft jedoch auch eher die Förderung der sozialen Kompetenzen, weshalb ich kein Beispiel im Lehrplan vorgefunden habe. Dennoch ist es eine hervorragende Möglichkeit der Kunstunterrichtsgestaltung.
o   Agilität und Adaptationsfähigkeit:
Diese Fähigkeit bedeutet, dass die Schüler sich an Veränderungen anpassen müssen und ebenso flexibel sein müssen, um wirksame Resultate zu erhalten. Es zählt jedoch auch die Fähigkeit, Kritik aufzunehmen und diese anzuwenden, aber auch flexibel zu sein.
Dieser Aspekt ist nicht präzise im Kunstunterricht wiederzufinden, sondern dies betrifft eine Kompetenz, die interdisziplinär und fachübergreifend stattfinden muss. Aufgrund dessen kann ich hier auch keine Bereiche im Lehrplan angeben.
o   Initiative und Unternehmerschaft: Unter diesem Kompetenzbereich versteht Wagner die Fähigkeit, Ziele und Zeit zu beherrschen, und sie in einem gesunden Gleichgewicht zu halten. Es zählt aber auch das unabhängige Arbeiten und die Fähigkeit, neue Informationen aufgrund von vergangenen zu konstruieren.

In Bezug auf die Kunst fällt mir nur der Aspekt der Unabhängigkeit auf. Jedes Kind soll beim eigenständigen Arbeiten seine individuellen Ideen und Kreativität in das Werk einfließen lassen, ohne von anderen Schülern oder Umständen beeinflusst zu werden. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass ein Kind all seine Fähigkeiten ausschöpfen kann.  

Zu diesem Aspekt habe ich im Curriculum der Luxemburger Grundschule folgender Deskriptor gefunden: „réaliser ses propres visions de conceptions“, also das Herstellen der eigenen Wahrnehmungen. Dieser Bereich entstammt dem ersten Zyklus, also den Kindern im Alter von 5 bis 6 Jahren. Die Kinder sollen das jeweilige darstellen, was sie wahrnehmen, ohne sich von Meinungen von Erwachsenen und anderen Kinder beeinflussen zu lassen. Die Kinder müssen diesen Prozess eigenständig durchleben.
Diese Bilder sehen für den Erwachsenen oft unrealistisch aus, dennoch ist es wichtig, dass die Kinder diese wichtige Etappe durchlaufen, die später das Lesen von Bildern ermöglichen wird, denn nur durch Produktion kann man auch wahrnehmen.
o   Effiziente mündliche und geschriebene Kommunikation:
Es geht hier einerseits um das Schreiben und Lesen. Dies sind nach wie vor die wichtigsten Lehrziele in den Schulen. Andererseits geht es aber auch um die Interaktion mit anderen. Der Lernprozess wird durch  die Interaktion gefördert.

Ich bin der Meinung, dass es im Kunstunterricht jedoch nicht nur um die verbale Kommunikation unter dem Schülern geht, sondern auch um das, was die Produktionen der Künstler und der Schüler aussagen möchten. Denn jedes Werk hat meiner Ansicht nach eine Mitteilung.

Der Bereich der Kommunikation im Kunstunterricht wird ebenfalls angeschnitten im Luxemburger Lehrplan: „Parler d’art et de ses propres travaux“. Es geht um „contempler en groupe et décrire ses impressions visuelles“, also um das Behandeln von Produktionen in der Gruppe und das Beschreiben der visuellen Eindrücke; das Erklären der Mitteilung, die man machen möchte.
o   Zugang und Analyse von Informationen: dieser Kompetenzbereich umfasst den Bereich, wie die Kinder sich eine Herangehensweise aneignen, wie sie Informationen erhalten. Sie wissen, wo sie welche Informationen finden können, und wissen, wie sie diese handhaben sollen. Beispiel ist das Nachschlagen eines unbekannten Wortes. Die Kinder wissen, wie sie in einem Wörterbuch, sei es virtuell oder nicht, nachschlagen und welchen Wert sie der Erklärung beimessen sollen.

In Bezug auf die Kunst bedeutet dies, dass die Kinder die Fähigkeit besitzen, wie sie Informationen erhalten, aber vor allem, wie sie Informationen aus dem Bildmaterial und ihren Wahrnehmungen herausziehen. Das Lesen von Bildern ist in diesem Bereich also auch einbegriffen. Ich habe jedoch keinen spezifischen Kompetenzbereich diesbezüglich im Lehrplan gefunden.
o   Neugier und Vorstellungskraft: Hiermit ist gemeint, dass die Kinder Interesse an Phänomenen haben sollen, um so aktiv den Lernprozess ermöglichen zu können. Denn Kinder können nur lernen, wenn sie Interesse an etwas haben. Erreicht man die Kinder nicht, so können sie auch nichts hinzulernen. Es ist also wichtig, dass man als Lehrer auf alle Kinder eingeht. Gerade im Kunstunterricht denke ich, dass dies sehr gut realisierbar ist. Jedem Kind soll die Möglichkeit geboten werden, selbst zu entdecken und dieses neue erfahrene Wissen umzusetzen in einerseits die Vorstellungskraft, andererseits aber auch in ein Produkt, um das Wissen zu verfestigen. Nur durch Neugier ist der Lernprozess überhaupt möglich.

Dies sieht das Luxemburger Schulministerium ebenso. Die Kinder sollen laut dem Bereich „acquérir des bases techniques“ unter anderem „expérimenter avec des mélanges de couleurs“, „expérimenter différentes techniques de dessin et de peinture avec différents outils “oder auch  noch „expérimenter des techniques de collage et de découpage“. Dies zeugt, dass Kinder die unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten von Kunst kennenlernen, entdecken, anwenden und erlernen. Dieser Lernprozess ist jedoch immer begleitet von Neugierde
Diese 7 Kernkompetenzen bauen hauptsächlich auf die Bedürfnisse unserer heutigen Wissensgesellschaft auf. Es geht darum, kompetente, aktive und fähige Nachfolger zu „produzieren“, um so den Wirtschaftswachstum zu fördern. In diesen Kernkompetenzen, die den PISA-Studien durchaus entsprechen, werden Aspekte wie KREATIVITÄT und KULTUR jedoch absolut vernachlässigt. Es werden nur wenig soziale Kompetenzen in Betracht gezogen, die weitgehendest keinen Bezug zur Kultur herstellen. Ich denk, dass es jedoch wichtig ist, dass Kinder ihre kulturellen Hintergründe kennenlernen. Dies sieht das Luxemburger Schulministerium ebenso und schreibt im Lehrplan „Faire la connaissance d’oeuvres d’art en provenance d’autres cultures“. Die Kinder sollen fremde Kulturen kennenlernen, um so zu lernen, dass nicht alle Menschen die gleichen Mentalitäten haben, jedoch ALLE MENSCHEN GLEICH SIND. Es werden also auch soziale Kompetenzen gefördert durch den Kunstunterricht.
Letzendlich bin ich auch der Meinung, dass wir uns von der Idee der LEISTUNGSERBRINGUNG VERABSCHIEDEN müssen. Denn es geht nicht nur um die Leistungen, die Tony Wagner beschreibt, sondern auch um die sozialen Fähigkeiten, die dei Kinder haben. Ich bin der Meinung, dass der Leistungsdruck in der Grundschule nicht bestehen darf. denn so können Kinder sich nicht gesund entwickeln, was unerlässlich für die späteren Fähigkeiten sind.
Des Weiteren bietet Kunst die ideale Möglichkeit, die INTERAKTION der Kinder zu fördern. Sie können über ihre eigenen Produktionen sprechen, aber auch über das, was sie wahrnehmen. Sie werden sich ein gewisses Fachjargon aneignen, das diese Interaktion verstärken wird.
Quellen:
1)      Vorlesung
2)      Plan d’études de l’école fondamentale luxembourgeois, Édition 2010
4)      http://www.google.lu/imgres?imgurl=http://www.cartoonstock.com/newscartoons/cartoonists/cga/lowres/cgan214l.jpg&imgrefurl=http://mskranzusch.edublogs.org/&usg=__OFDNikTdieqtLas_QXlax8Tif_s=&h=400&w=359&sz=32&hl=de&start=0&zoom=1&tbnid=b3oGThN07seVhM:&tbnh=141&tbnw=127&ei=wg9VTYKnHNDrOZCW8OUE&prev=/images%3Fq%3Dtony%2Bwagner%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26biw%3D1345%26bih%3D583%26tbs%3Disch:1&um=1&itbs=1&iact=rc&dur=140&oei=wg9VTYKnHNDrOZCW8OUE&page=1&ndsp=20&ved=1t:429,r:12,s:0&tx=50&ty=68

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